Sonny Boy

Letztes Jahr begannen mein Freund und ich den Anime Sonny Boy zu schauen. Sonny Boy ist eine vom japanischen Studio Madhouse animierter Anime und wurde von Juli bis Oktober 2021 ausgestrahlt. Die Geschichte begann merkwürdig, doch wir waren interessiert: 

Was ist das? Wo führt das Ganze hin? 

Wir schalten die nächste Folge an – und die Serie beginnt ihr wahres Gesicht zu zeigen: Gedankensprünge – ästhetische Momentaufnahmen, die sich träge abspielen – zäh wie die Zeit, wenn man sich zu stark auf sie konzentriert. Das Pacing der Serie wirkt sehr durcheinander. Manchmal wird ein Gedanke eine ganze Episode lang behandelt und jeder Moment unter die Lupe genommen. An anderen Stellen reichen nur paar Minuten und hintereinander gereihte Standbilder um einen Gedanken schnell zusammenzufassen. Vor einer Folge ist man sich nie sicher welche Laune der Serie man erwischt. Die Zähheit ist jedoch das überwiegende Gefühl. Und Verwirrtheit – Desorientierung. 

Wo sind wir? Es ist nie klar in welcher Welt wir uns zu beginn einer Folge befinden – beziehungsweise weiß man die ersten paar Folgen gar nicht, dass mehrere Welten existieren – und man weiß bis zum Ende nicht genau, was diese Welten tatsächlich sind. Es wird versucht zu erklären – aber klar wird es nicht. 

Wer ist das? Viele der Charaktere sind sich vom Erscheinungsbild relativ ähnlich – einfache Menschen. Uns ist auf jeden Fall klar geworden, dass die bunten Haare aus den typischen Animes eine gute Sache sind, die wir auch bei dieser Serie sehr begrüßt hätten.  

Von der Einfachheit der Charakterdesigns abgesehen, genieß ich den Zeichenstil sehr. Vor Allem der pastellfarbene Look & die Art der Stilisierung. Der Stil bedient sich einer sehr simplifizieren Darstellung, orientiert sich aber trotzdem an realistischen Silhouetten. Simples Cell Shading gibt den einfach auf zum Großteil auf Gradienten verzichtende einfarbig gefüllten flachen Flächen etwas Dreidimensionalität. Durch die weiche Farbwahl und der Entscheidung gelegentlich die Outlines wegzulassen sind die einzelnen Frames interessant anzusehen – und oft das einzige, was mich dazu getrieben hat noch eine Folge einzuschalten.

Insgesamt ist das meiner Meinung nach ein Anime, der nur Menschen mit einer Vorliebe zu offenen Fragen gefallen wird. Er ist weird und chaotisch, und hat zudem trotz der schönen bunten Bilder immer eine etwas düstere Grundstimmung mit einem depressiven Hauptcharakter, der nie Hauptcharakter sein wollte, aber in diesem Anime dazu gezwungen wird um das Motiv der Serie zu unterstreichen:

Die Sinnlosigkeit des Seins.

Der Anime nimmt sich gefühlt sehr ernst und gibt sich größte Mühe mit möglichst wenig Worten Bilder zu malen, welche metaphorisch für einen Lebensabschnitt, ein Gefühl oder eine Idee stehen – allerdings geht durch diese Verschleierung die Bedeutung oft verloren und ist nur schwer zu erahnen. Ich bin mir sicher, dass ich viele Bilder nicht erkannt hab und auch das erwähnte Hauptmotiv ist nur eine Interpretation von mir. Falls ihr ihn gesehen habt, würde ich mich deshalb wirklich sehr freuen eure Gedanken dazu zu lesen. Gerne hier in den Kommentaren oder auf allen anderen Wegen. Ich bin gespannt! 

Screenshot aus dem Anime Sonny Boy

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